Letztes Geleit und Abschied

Pymanders Löwenherz erwacht im lichten Traum,
Eine verstorbne Seele rief den alten Freund.
Mit einem offnen Deck auf Rädern fuhr der Wagen
Eilend mit freiem Blick auf eine wundersame Welt.
Im späten Dämmerlicht stand hier die grüne Tafel
Opak erhellt brilliant in einer goldnen Schrift,
Ein offenes Geheimnis kodifiziert in Lichtsignalen,
Das Zeugnis gibt vom fernen Ende aller Last.
Doch dann verblassten Glanz und Funken der Erscheinung,
Das Übermaß an Schönheit konnte der Traum nicht halten.
Die Botschaft ward verblasst, verschwunden war der Bote.
Das fahle Licht der Tage herrscht erneut im blinden Drang,
Und wieder tragen Mensch und Tier die Last des Schicksals.
9. Okt. 2025
Pymander
Pymander ist der älteste Text einer Sammlung von Schriften, die zum Corpus hermeticum gezählt werden und die im späten 3.Jhd. n.Ch. im hellenistischen Alexandria entstanden sind. Im alexantrinischen Schmelztigel der Kulturen, Religionen und Wissenschaften findet man auch für die Alchemie frühe schriftliche Spuren, die bis in die Frühzeit der Pyramiden zurückweisen. Den schriftlichen Aufzeichnungen geht aber gewiss eine noch ältere Tradition voraus, die sich im Nebel der Vergangenheit verliert.
Pymander zu folgen bedeutet Legenden, Gottheiten und nicht zuletzt auch Hermes trismegistos zu folgen, der für die abendländische Alchemie die größte Rolle spielt. Es kann als gesichert gelten, dass die griechische Gottheit Hermes auf die ägyptische Gottheit Thot zurückgeht.
In frühägyptischer Zeit galt Thot als eine Gottheit, die die abgeschiedenen Seelen der Verstorben in Empfang nahm, ihre Seelen wog und sie dann ins Reich der Toden beleitete. Später brachte er den Menschen die Hyroglyphen, die Sprache und Wissenschaften.
Die Alchemie gelangte erst im 9. Jhd von der Peripherie über das arabische Spanien ins Zentrum Europas. Aus dieser Zeit gibt es 3000 arabische Schriften, die zuverlässig datiert wurden. Für die europäische Alchemie der folgenden Zeit muss vor allem eine Schrift erwähnt werden, nämlich die Tabula smaragdina, die kaum umfangreicher ist als eine DINA4 Seite. Sie beginnt mit den Worten:
„Wahr ist es, ohne Lüge, gewiss und wahrhaftig.
Was unten ist, ist wie das, was oben ist, und was oben ist, ist wie das, was unten ist, um die Wunder des Einen zu vollbringen.“
Insgesamt ist der Text wenig verständlich und die Hinweise auf die alchemische Methodik sind rätselhaft, um nicht zu sagen stark codifiziert. Ohne Entschlüsselung sind sie nicht zu verstehen und durch Jahrhunderte galt die Überzeugung, dass ein Verständnis ohne eine Übertragung von einem Lehrer auf den Schüler nicht möglich ist. Dieser Überlieferung folge ich allerdings nicht. Sie steht auch bei mir im Verdacht einer Machtelite zu dienen, die im Hintergrund agiert, um ihre Macht und Privilegien auf Kosten der großen Mehrheit zu sichern.
5. Okt 2025

Müde des langen Lebens unablässigen Marschierens
Setzte er seine Reise fort auf einem reich verzierten Wagen,
Gezogen von zwei hufbeschlagnen Pferden im Takt der Verse.
Im Schein der Dämmrung einer stern-übersähten Nacht,
Versunken im Grenzland zwischen Traum und Wachsamkeit,
Erhebt der Mond sich stumm in einer kühnen Ahndung,
Ihr Geheimnis streng verwahrend in der Morgendämmerung.
12. Okt 2025

21. Sinnbild, Michael Maier, Frankfurt 1708

Umhänger mit derselben Grafik. Fund aus dem Etsy-Shop
Die Quadratur des Kreises bezeichnet im heutigen Verständnis ein unmögliches Unterfangen, ein wenig so, als wollte man das Luftelement aus der Atmosphäre aussieben. Die Abbildung links fängt ein solches Unternehmen alchemisch ein, doch was soll dieses alchemische Sinnbild bedeuten?
Ich entnahm diese Grafik einem Begleitbuch, das anlässlich einer einmaligen Ausstellung im Jahre 1999 in Basel zu sehen war (1). Sie wurde organisiert von der Universität Basel und zeigte Originalwerke der Alchemie, die in ihrem eigenen Besitz sind, aber auch Exponate der Bibliothek von St. Gallen und Amsterdam.
Hier ein Kommentar zu einer Textpassage auf Seite 59, zunächst das Zitat:
"Leib, Seele und Geist während des (alchemischen) Prozesses voneinander zu isolieren, steht in der Macht des Alchemisten, in dem er eine alte Aufgabe der pythagoreischen Mathematik löst ... Bei Maier ist dieses Symbol ein selbststänges Sinnbild, das eines der die Alchmisten erregenden Probleme zur Sprache bringt: die Qaudratur des Kreise. Gelingt dies, ist der Stein der Weisen realisiert."
Wie dieses Zitat sind viele Textabschnitte des Katalogs haarsträubend. "Leib, Seele und Geist voneinander zu isolieren steht in der Macht des Alchemisten". So ist zu lesen. Ein Alchemist isoliert diese Ebenen nicht, sondern er unterscheidet diese und bezeichnet sie meist in lateinischer Sprache mit Spiritus, Anima und Corpus oder in der Übersetzung als Geist, Seele und Körper. Ich will sie hier in mentale, emotionale und physische Ebene verstanden wissen. Es fehlt noch die Erwähnung der Wirksamkeit der vier Elemente unter besonderer Berücksichtigung der Quintessenz, um den Sinn der Alchemie zu verdeutlichen. Es geht weiter im Text: "in dem er (der Adept) eine alte Aufgabe der pythagoreischen Mathematik löst". Die Alchemie ist in der Tat alt, aber hier von einer "pythagoreischen Mathematik" zu schreiben, ist mehr als fahrlässig, es ist irreführend. Würde es wenigstens heißen "in pythagoreischer Zeit", mit einer Erklärung, dass Pythagoras die Zahlen stets qualitativ nutzte, um seine Einsichten von Kosmos, Natur, Mensch und Leben mit der rechten Erkenntnis von Zahlen und ihren Bedeutungen darstellen zu können. Die Mathematik von heute hat mit einer solchen Auffassung nchts im Geringen zu tun. Ihre Aussagen und Formeln sind stets quantitativ und auf bestimmte Bereiche der Mathematik als Wissenschaft bezogen. Es ist höchst bedenklich, eine mathematische Formel psychologisch oder etwa rechtwissenschaftlich heranzuziehen. In der Alchemie führt dies aber in die Irre und wird zu Unsinn. Der Sinnbezug wird völlig verfehltDer Stein des Weisen ist vollbracht, die Alchemie der Lächerlichkeit preisgegeben.
1 - die Quelle: die Publikation anlässlich der Ausstellung "Geheimnisse der Alchemie" des Instituts für Geschichte und Hermeneutik der Geheimwissenschaften, Bibliothek der Universität Basel 10. April -19. Juni 1999 und Kantonalsbibliothek St. Gallen sowie Bibliothica Philosophica Hermetica Amsterdam, Manuel Bachmann, Thomas Hofmeier, Schwabe Verlag Basel, ISBN 3-7965-1368-9
27. Okt. 2025
zur vollen Größe auf das Bild klicken
Im Schaubild links sind die vier Elemente im äußeren Quadrat dargestellt mit der Quintessenz im Zentrum. Der Mittelpunkt ruht dabei in sich und befindet sich allüberall, er ist die Präsenz im All, sowohl persönlich wie überpersönlich. Die Elemente tanzen in ihren Domänen und bilden durch ihren Tanz Raum, Zeit und ihrer Wechselwirkung auch die Wrklichkeit auf allen Ebenen.
In der Alchemie unterscheidet man drei Ebenen: Geist, Seele, Körper oder in ihrer bevorzugten lateinischen Ausdrucksweise: Spirit, Anima, Corpus. Die Elemente sind stets energiegeladen und bilden eigentlich einen Quatropol im dynamischen Gleichgewicht. Und gerät dieses einmal aus der Balance, ist nicht nur der Psychiater gefordert, sondern auch der Physiotherapeut und Philosoph, um nur die wichtigsten zu nennen. Ist der Alchemist allerdings weit genug fortgeschritten, ist er ein Meister seiner Magie, also Adept, wird er zunächst zum eigenen Therapeut, um dann bei Vollendung des opus magnum unsterblich zu werden. In der chineschischen Alchemie ist dieses Unterfangen überhaupt die einzige Intension. Das Verständnis der Alchemie liegt aber immer zuerst und nicht zuletzt in der rechten Kenntnis und Unterscheidungsfähigkeit der Wirksamkeit der vier Elemente. In dieser kurzen Betrachtung will ich darauf nicht weiter eingehen; man kann diesbezüglich auch ein Lehrbuch der Astrologie studieren, denn hier werden die vier Elemnte in genau derselben Weise betrachtet wie in der Alchemie.
Es ist sinnvoll, Stufen und Ebenen der Erfahrung zu unterscheiden. Als sich Goethes Faust der Magie und Alchemie zuwandte, beschwor er gleich ohne alle Kenntnisse der Grundlagen den Erzdämon Mephistopheles und bat diesen um Führung, Erkenntnis und dies zu seinem Vergnügen. Seine Gelehrsamkeit kam ihm nur noch als trockenes Stroh vor, und sein Leben schien ihm nutzlos, er war völlig ausgebrannt. Wer ohne kleines Einmaleins die Wurzel aus vier ziehen will, kann die Lösung leicht im Internet finden, aber er wird gewiss in der Mathematik nicht weit kommen, wer er denn in ihr weit kommen will. Die Erfahrungen von Goethes Faust waren zwar von Anfang an beeindruckend, doch wurde er auch reichlich gefoppt und war am Ende so klug als wie zuvor.
Nicht nur die Grundlagen und die auf ihnen basierenden Stufen der Erfahrung spielen eine wichtige Rolle, sondern auch die Motive oder Beweggründe. Selbstreflexion scheint mir eine der wichtigsten Voraussetzungen zu sein, denn durch sie kann man sich selbst korrigieren. Nicht jedem ist es gegeben einen Adepten als Lehrer zu finden, um nicht zu sagen, von einem gefunden zu werden. Sie scheinen mir überhaupt so selten zu sein, dass ich selbst erst einmal einem begegnet bin und dies in einem Buch. Auch ein Buch kann nützlich sein, dagegen habe ich mit Kursen, Seminaren und Tagungen, die ich besucht habe, wenn auch nur zählbar an einer Hand, keine so guten Erfahrungen gemacht, dass ich behaupten kann, sie hätten den Kosten- und Zeitaufwand auch nur ausgeglichen, dass Gegenteil ist der Fall. Doch es ist ein Irrtum zu glauben, die Spezies der wahren Alchemist ist ausgestorben oder wie der Neanthertaler im modernen Menschen aufgegangen und ihre Gene leben nur in der Chemie weiter, wo sie weiter mutieren.
Die Alchemie gibt es auch heute in vielfältiger Form. Selbst in Apotheken kann man alchemisch hergestellte Arzneimittel beziehen, spagyrische Mittel genannt. Alchemisten scheuen heute aber noch mehr als die gebrannten Hexen die Öffentlichkeit, sehen sie doch überall nur die lange Nase, vor allem dann, wenn sie zum eigentlichen Thema kommen und auf Stufe zwei von Salamander, Nixen, Gnomen erzählen oder auf Stufe drei wissen wollen, wie man in Kontakt zu Mephisto oder einem anderen erstrangigen Meister und Lehrer der Alchemie kommen kann. Denn Sterblichkeit gibt es in der Alchemie nur für chemische Atome und Moleküle, ja selbst diese wurden bereits in meinem eigenen Chemiestudium unsterblich, denn auch sie bestehen aus reinen Energiefrequenzen, auch hier gibt es einen Kern mit tanzenden Elekronen und wenn die Chemie im Leben nicht stimmt ist es mit Allem schlecht bestellt. Die Alchemie hat hier abgefärbt, sie ist jedoch in der Chemie nicht aufgegangen, auch wenn dies weit verbreitet wird. Ich zeige dies im folgenden kurzen Video:
6.11.25
.
Das heutige Video ist der Abschluss eines langen Prozesses, der vor vielen Jahren begann. In meinem Wohnzimmer habe ich diesen Versuch nachgezeichnet und aufgenommen. Eine Zimmerecke in eine Vollmondnacht mit Geistererscheinungen zu verwandeln, ist mit Räucherstäbchen, Kerze und einer meditativen Stimmung zwar möglich, aber mir schwebte etwas anderes vor. Ich wollte einmal meine Handwerkskunst präsentieren und sie mit einem Thema verknüpfen. Das erste Thema, das mir dazu einfiel, war ein mich schon immer begleitendes Thema, nämlich das mobile Wohnen, ein Wohnen per pedes, auf zwei, drei, vier oder mehr Rädern. Dieser Versuch ist wiederholt gescheitert. Nun, ich bin erst vor ein paar Tagen bei dem Thema der Überschrift angekommen, und ich kann mich damit kurz fassen und das Ergebnis hier präsentieren:
7. Nov. 2025
.
Am 21. Dez. 25 wird die Website beendet und die Domain gelöscht.
15.Nov.2025